Blicke

Liebe Leserinnen und Leser, die Kurzweilsterne sind wieder einmal aufgeblitzt. An meiner geistigen Entspanntheit erkennt ihr, dass die Urlaubszeit momentan in meinen Lebensmittelpunkt gerückt ist.
Blicke begleiten uns während (bitte jetzt grammatikalisch aufpassen!) unseres ganzen Lebens (unserem ganzen Leben) – wie heißt es richtig? Die Lösung findet ihr am Ende des Artikels.)
Es geht also um Blicke – unsere Blicke, fremde Blicke, Einblicke, Ausblicke, Überblicke, Augenblicke, …
Apropos Augen – natürlich schauen wir mit den Augen, manche Menschen meinen aber, wir sehen am besten mit dem Herzen (Antoine de Saint-Exupéry). Durch die Augen blicken wir unserem Gegenüber in dessen Seele, das heißt, dass wir uns in sein Innerstes hineinversenken können
Ein Bespiel gefällig, das der oben genannte Tatsache widerspricht –
„Hast du den duftenden Lavendel bemerkt?“, fragt meine Frau. Erneut muss ich feststellen, dass ich weder den Duft, noch ihre Worte, geschweige denn die blühenden Pflanze wahrgenommen habe. Blicke begegnen einander, wir sehen uns staunend an – sie: weil ich ihren Gefühlen zur Natur gegenüber unaufmerksam war, ich: weil sie nie meine Blickrichtung in die Versunkenheit akzeptiert.
Es drängt sich die Frage auf: Was ist die Ursache unserer Blickrichtung? Jeder von uns kennt den Moment, in dem man bemerkt, bestimmte Dinge, Menschen, Situationen so noch nie gesehen zu haben. Den aufmerksamen, verstehenden Blick für die Augen seiner Mitmenschen zu entwickeln, kann klar als Lebensaufgabe erkannt werden. Das Lachen, der Frohsinn, oft der Übermut, die verblüffende Sorglosigkeit, bei manchen auch der Schalk lässt uns selbst eine Wonne erahnen. Eine Trostlosigkeit, große Sorge, die frustrierende Zukunftsperspektive, ja sogar eine tiefe Trauer versetzen uns hingegen in Schmerz.
Und dennoch kann das Wechselspiel, der Austausch der Blicke zu einem Wandel der Gesichtspunkte führen. Strahlende Kinderaugen zu Weihnachten oder zum Geburtstagsfest lassen uns eine nie gekannte Seligkeit erfahren. So wie schweigende, tröstende Blicke im Gegenüber oft Wunder bewirken.
Zum Abschluss zurück zur oben gestellten Frage –
„Blicke begleiten uns während unseres ganzen Lebens.“ – ist die richtige Lösung.
Für alle, die Näheres über Genitiv und Dativ wissen wollen, sei auf Bastian Sick verwiesen. Bekannt würde er durch seine „Zwiebelfisch“-Kolumnen und sein Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“.

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